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AiR Czernowitz 2017

Air_CZERNOWITZDer AiR 2017 heißt Oleh Melnychuk und kommt aus der Bukowina. Der Vorschlag Oleh Melnychuk als AiR nach Augsburg zu laden stammt von Dr. Sebastian Seidel vom Sensemble Theater. Entsprechend unserem Wunsch in diesem Jahr nach Möglichkeit Künstler aus der Bukowina zu berücksichtigen ermittelte der renommierte Augsburger Theatermann seinen Czernowitzer Kollegen unter besonderer Mithilfe von Otto Hallabrin vom Bukowinainstitut und  Sergij Osatschuk vom ukrainischen Kulturministerium.
Das unabhängige Theaterlabor unter der Führung von Regisseur Oleh Melnychuk, entstand in Czernowitz 2011 auf Initiative junger Schauspieler, denen die Möglichkeiten des traditionellen Akademietheaters nicht mehr genügen und aus diesem Grund ein eigenes Ensemble gründeten.
Sie sind in ihrer Arbeit u.a. eng mit dem Poesiefestival Meridian Czernowitz verbunden und sind regelmäßig bei diesem Festival mit einer aufsehenerregenden Premiere vertreten. Zur Inszenierungen kamen dabei u.a. Stücke von Paul Celans Sand, Rose Ausländer, Arthur Schnitzler, Jura Soyfer, Franz Kafka u.a. Diese spannenden Inszenierungen kommen oftmals ohne große Licht- und Tonanlagen aus, und verzichten zuweilen auch auf die üblichen Texte. Die Ergebnisse dieser Experimente werden mittlerweile von der internationalen Theaterszene wahrgenommen und für Festivals auf europäischer Ebene angefragt. Oleh Melnychuk wird im Sommer 2017 im Rahmen seiner AiR Zeit gemeinsam mit und im Sensemble Theater ein Stück inszenieren und zur Aufführung bringen.

Eine Premiere zum Nachdenken

9. Oktober 20171. August 2019

Das Theaterstück »Traumwäscherei«, das im Rahmen des Artist- in –Residence- Projekts vom Regisseur Oleg Melnichuk im letzten Monat erarbeitet wurde, feierte am vergangenen Mittwochabend seine Premiere im Sensemble-Theater Augsburg.

Es gibt sicherlich einfacheres als ein Theaterstück zu inszenieren, das nicht die eigene Sprache spricht. Oleg Melnichuk vom Artist-in-Residence Projekt hat sich genau daran gewagt: Der Regisseur aus der Ukraine spricht nämlich kein Wort deutsch und hat uns trotzdem gezeigt, dass Sprache an Relevanz verliert, wenn es um ein Thema geht, das uns alle – jenseits von Nationalität – betrifft.

Das Stück nannte sich »Traumwäscherei« , welches im Rahmen des Friedensfestes stattfand und in Kooperation mit dem Hohen Weg e.V. steht. Im vergangenen Monat war es dann endlich soweit: Melnichuk erarbeitete das Stück, welches die gegenwärtige Fluchtthematik in den Fokus rückt, mit Hilfe seines Dolmetschers und Produktionsleitung Gianna Formicone.

Bei der Ur-aufführung am vergangenen Mittwochabend war den Ensemble-Schauspieler*innen Florian Fisch als »Adam« Daniela Nering als »Eva« und Birgit Linner als »Mephisto« der Schweiß aufgrund der hohen Temperaturen sichtlich ins Gesicht geschrieben. Und doc brachten sie die Kernproblematik der Flucht so gut und authentisch auf den Punkt, dass der Schweiß gut und gerne durch eine Träne getauscht werden konnte.

Es ging um die zentrale Frage nach Sauerstoff – dem Leben. Ein Glaskasten überdeckt mit Folie stellte den zentralen Luftraum der Bühne, die rot und grün beleuchtet war, dar. Adam und Eva sind auf der Suche nach Sauerstoff und kehren immer wieder in den Glas-raum zurück. Gleichzeitig beatmeten sie sich mit gelben Schläuchen – die Luft ist nämlich knapp. Adam fängt für Eva sogar immer wieder Sauerstoff in Plastik-tüten ein.

Mephisto, den Birgit Linner so wunderbar humoristisch inszenierte, möchte allerdings die Flucht beider verhindern. Doch er findet, wie die beiden anderen Protagonist*innen auch, am Ende des Stücks zu sich selbst. Da kommt es zu einer allgemeinen Reflexion: Jede*r von uns ist nur die Frucht eines Baumes, die er weiterträgt. Damit wir sie mit Würde weitertragen können, muss allerdings eines passieren: Die eigene Veränderung.

Das Stück, das vielmehr tiefe Gesellschafts- und Kapitalismuskritik darstellt als uns unterhalten zu wollen, wurde von zwei wunderbaren Gedichten von Rose Ausländer umrahmt. Und es brachte einen an diesem Abend mit Sicherheit zu einem: Zum Nachdenken.

Was du brauchst, ist Stille

1. August 20173. Mai 2019

Oleg Melnichuk ist ein umtriebiger Künstler. Zwischen drei Wohnsitzen pendelt der Regisseur, um seine Projekte zu verwirklichen. Als diesjähriger Artist in Residence des Vereins Hoher Weg lebt der Regisseur rund vier Wochen in Augsburg. Hier ist das Dachappartement des Sensemble Theaters Melnichuks Arbeits- und Wohnstätte auf Zeit. Janina Kölbl sprach mit ihm über seine Heimat Czernowitz, Inspirationsquellen und die deutschsprachige Literatur.

Oleg, du bist zum ersten Mal in Deutschland.
Ja. Im Gegensatz zu meinem Dolmetscher habe ich erst wenig von Deutschland gesehen. Während meines bisherigen Aufenthalts war ich zum Beispiel schon in München und Ingolstadt unterwegs und habe mir unter anderem die Audi-Werke angeschaut.

Du kommst aus der Bukowina, einer Grenzregion zwischen Rumänien und der Ukraine. Wie war es, dort aufzuwachsen?
Es ist schon sehr spannend, dort groß zu werden. Man tritt mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Wenn ich etwas über meine Kindheit erzähle, dann erzähle ich unweigerlich etwas über Czernowitz – die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und heute noch lebe. Czernowitz ist in etwa so groß wie Augsburg und äußerst multikulturell und polyethnisch. In dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, wurden mehrere Sprachen gesprochen. Da hörte ich täglich unter anderem Ukrainisch, Russisch, Rumänisch, Jiddisch oder Polnisch.

Beherrschst du all diese Sprachen?
Nein, leider nicht. Auch wenn wir aufgrund unserer Grenzlage so viele multikulturelle Einflüsse haben, spreche ich nur Ukrainisch und Russisch wirklich fließend. Rumänisch verstehe ich allerdings sehr gut.

Siehst du große Unterschiede zwischen Deutschland und der Ukraine?
Eine schwierige Frage. Menschen sind Menschen. Wenn man Unterschiede sucht, würde ich das Geistige weglassen. Menschen können hier wie dort über etwas lachen, sich ärgern, sie können gutmütig sein, sie lieben ihre Kinder oder sie weinen, wenn sie einen Verwandten verlieren. Das ist überall gleich. Überhaupt: Ich kann nicht sagen, dass ich eine Person eines Staates bin – ich bin ein Kosmopolit.

Wie bist du zum Theater gekommen?
Im Alter von zehn Jahren habe ich angefangen, an einem Kindertheater zu spielen. Danach war ich immer wieder für die unterschiedlichsten Rollen an verschiedenen Theatern beschäftigt.

Du warst also Schauspieler. Wieso wolltest du dann ausgerechnet Regisseur werden?
Ich fühlte mich nach einiger Zeit nicht mehr wohl als Darsteller. Ich wollte nicht mehr etwas spielen, mit dem ich mich selbst nicht vollkommen identifizieren konnte. So kreierte ich irgendwann meine eigenen Stücke und studierte fünf Jahre lang Regie am Theaterinstitut in Kiew.

Woher nimmst du die Inspiration für deine Arbeit?
Das erste was du brauchst, ist Stille. Nur wenn du Stille erreichst, beginnst du alles, was um dich ist, zu fühlen. Du fängst an zu verstehen, was um dich herum passiert. Es gibt ein paar wenige Sekunden im Leben, da verstehst du, dass du eins mit der Welt bist. Du verstehst in diesem Moment alles, was auf der Welt geschieht.

Wie kommt man zu diesem Lebensgefühl?
Irgendwann macht man einfach diese Erfahrung.

Während deiner Zeit in Augsburg teilst du dir das Appartement mit deinem Dolmetscher Marko Kulyk.
Das ist für mich kein Problem. Es ist dort oben unter dem Dach des Sensemble Theaters sogar sehr romantisch (lacht). Wir kannten uns zuvor nicht. Uns verbindet jedoch eine Art von Seelenverwandtschaft, das habe ich gleich gemerkt. Als wir uns das erste Mal trafen, hatte ich den Eindruck, dass wir uns schon seit einer Ewigkeit kennen.

Gefällt dir Augsburg?
Es ist eine Stadt mit einer eigenen Aura. Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier zu leben.

Man kann daraus schließen, dass du keine Familie hast?
Doch, die habe ich. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Da ich aber viel am Pendeln bin, sehe ich sie leider viel zu wenig. Ich würde sagen, dass ich in drei verschiedenen Städten lebe: Czernowitz, Kiew und Berehowe – dort arbeite ich an verschiedenen Theatern. Bei mir ist es nämlich so: Wo ich arbeite, da bin ich auch zu Hause.

Was machst du, wenn du nicht gerade als Regisseur arbeitest?
Ich versuche, viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Leider ist diese Zeit sehr begrenzt. Meine Interessen sind sehr breit gefächert und reichen über Musik und Literatur bis hin zur Malerei. Es ist jedoch immer so: Wenn ich mich mit etwas beschäftige, beeinflusst das auch die Komposition meiner Theaterstücke. In letzter Zeit lese ich ziemlich viel von deutschsprachigen Autoren wie Paul Celan, Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann oder Rose Ausländer.

Welche Musik hörst du?
Ich habe einen großen Bezug zur deutschsprachigen Literatur, und das spiegelt sich bei mir auch in der Musik wider. Ich höre sehr viel klassische Musik von Gustav Mahler bis hin zu Mozart – der darf in keiner guten Musiksammlung fehlen. Trotzdem mag ich auch Ethnosounds oder die Minimal Music von John Cage.

Der AiR 2017 heißt Oleg Melnichuk und ist Theatermacher. Er lebt vorwiegend in den ukrainischen Städten Kiew und Czernowitz und wurde vom Sensemble Theater als Artist in Residence für die Reihe »Welcome in der Friedensstadt« der Initiative Hoher Weg ausgewählt. Folgerichtig produziert unser AiR als Regisseur gemeinsam mit und in diesem freien Theater das Projekt Traumwäscherei. Die Inszenierung ist im Rahmen des Hohen Friedensfestes am 2. und 3. August im Sensemble Theater zu sehen. Beginn ist jeweils um 20:30 Uhr.

www.sensemble.de
www.welcome-in-der-friedensstadt.de

Die Traumwäscherei

12. Juni 20173. Mai 2019

Das Theaterstück für den diesjährigen »Artist in Residence« – Regisseur Oleg Melnichuk steht: Es trägt den Titel »Die Traumwäscherei«.

Hierfür kommt der Leiter des unabhängigen Theaterlabors am 23. Juni von Czernowitz ( Ukraine) nach Augsburg und wird am folgenden Tag die Stadt bereits kennlernen und erste Kontakte knüpfen. Kern des Stückes wird das Thema »Flucht« sein: Einerseits konzentriert sich diese auf die Flucht vor dem Krieg oder ökologischen Katastrophen, andererseits aber auf die einfache Suche nach einem besseren Leben. Ausgangspunkt für diese elementare Frage sind zwei Gedichte der Schriftstellerin Rose Ausländer ( Niemand; Noch bist Du da). Aufbereitet werden diese Gedanken unter dem Namen »Die Traumwäscherei« im Sensemble Theater Augsburg unter dem Konzept und der Regie von Oleg Melnichuk.

Dieser wird zusammen mit den sensemble Schauspieler*innen Florian Fisch, Birgit Linner und Daniela Nering das Stück inszenieren, das der Frage nachgeht, wie es ist, im Exil zu leben und zu arbeiten. Die Produktionsleitung übernimmt hierfür sensemble- Regisseurin Gianna Formicone. Das daraus entwickelte Werk wird vom sensemble-Theater Augsburg am 02. und 03. August im Rahmenprogrann zum Friedensfest uraufgeführt. Im Herbst wird die Arbeit auf dem internationalen Gogolfest im Rahmen einer Gastspielreise in Kiew gezeigt sowie in Lemberg beim Golden-Lion Festival. Die Uraufführung findet im Sensemble-Theater Augsburg statt, Beginn ist an den zwei Tagen jeweils um 20:30 Uhr.

 

 

Vita Oleh Melnychuk

19. August 20163. Mai 2019

* 26.08.1975 in Czernowitz

1992-1996 Kyiv National Institute of Theatrical Arts – Acting Department
2000-2005 Dozent und Theaterleiter am Kyiv National University of Theater, Cinema and TV
1996-2005 Schauspieler am Czernowitz Academic mus.-dramas Theater, Kyiv National Academic Theatre, Kyiv Theatre «Freedom» und Transcarpathian National Hungarian Drama Theatre
2005 Leiter des Transcarpathian National Hungarian Drama Theatre
Seit 2010 Gründer und Leiter des «Independent Theater Laboratory» Czernowitz

Performances (Auswahl):
2010 – «Sand from the urns» Paul Celan. Koproduktion mit «EASTCENER/ Culture point» Wien
2011 – «Escape or laundry of illusions» by Ingeborg Bachmann and Homer’s “Odyssey”. Koproduktion mit «EASTCENER/ Culture point» Wien
2012 – «The sunken town» based on Ihor Pomerantcev poetry. Koproduktion mit dem Festival «MERIDIAN»
2013 – «Um eine Stunde» Arthur Schnitzler. Koproduktion mit «EASTCENER/ Culture point» Wien.
2014 – «The Garden of Earthly Delights» nach Gedichten von Hristya Venhrynyuk „Long eye“. Koproduktion mit «EASTCENER/ Culture point» Wien.
2015 – «Metamorphoses of Mr. K» based on Kafka’s „The Castle“, „Process“, „Metamorphose Koproduktion mit «EASTCENER/ Culture point» Wien.

Teilnahme an Festivals:
«Budapest meeting» (Budapest/Hungary), «The festival of Hungarian theaters» (Kisvarda/Hungary), Shakespeare Festival (Gyula/Hungaria), Donetsk ( Prize for best directing), «Ethnodiasphera» Mukachevo, «Golden Lion» Lemberg, «MERIDIAN» Czernowitz, «Theater begins…» St.Petersburg (Grand Prix), «Ethnodiasphera» Mukachevo, «VASARA» (Lietuva), Festival of Jewish theater «Wandering stars » Kiew, GOGOLFEST Kiew

Künstlerisches Credo:
Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit versucht Oleg Melnichuk stärkere Verbindungen zwischen der Theaterszene der Ukraine und dem Rest Europas zu knüpfen: Sein Theaterlabor Czernowitz kooperiert deshalb mit Theatern aus Polen, Tschechien, Ungarn und Österreich und präsentiert eigene Arbeiten auf internationalen Theaterfestivals.

Mit Deutschland verbindet Cernowitz eine reiche deutschsprachige literarische Tradition. Oleg Melnichuk will diese Verbindung bewahren, neue Brücken bauen und gemeinsam mit deutschen Kulturakteuren Projekte entwickeln. So plant er, das in Augsburg erarbeitete Theaterprojekt sowohl auf dem internationalen „GOGOLFEST“ in Kiew zu präsentieren als auch in Lviv beim „GOLDEN LION FESTIVAL”.

Zentral für Melnichuks künstlerische Arbeit sind die Fragen: Wer bin ich? Warum bin ich? Was passiert mit mir? In Czernowitz leben die unterschiedlichsten ethnischen Gruppen: Ukrainer, Rumänen, Polen, Juden, Deutsche und seit Kriegsbeginn 2014 auch viele Russischsprachige und Tartaren. Nach dem Kriegsausbruch gründete das Theaterlabor deshalb die „Tolerance platform“, um mit Performances, Theaterarbeiten, Meisterklassen, Seminaren etc. internationaler Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken.

Theaterarbeiten, bei denen Oleg Melnychuk Regie geführt und teilweise auch gespielt hat:



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ARCHIV

DOWNLOADS | Sonderausgaben zu den vergangenen AiR-Projekten.

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> 2016 Linz

> 2017 Czernowitz

> 2018 Ljubljana

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